Ringen Chronik

Wie alles begann

Am Anfang waren es ein paar Männer …

Im Jahr 1895 unternahm S. Ludwig Walter, in Aichach einen Kraftsportverein ins Leben zu rufen. Es fehlte jedes Schulungs- und Übungsgerät, und es wurde nur das Gewichtheben mit selbstgefertigten Hanteln ausgeführt. Nach einem Wechsel des Vereinslokals erlaubten die Raumverhältnisse auch die Pflege des Ringkampfs, welcher sich als „Deutscher Ringkampf“ ausschließlich im Stand abwickelte. Das Jahr 1900 brachte den jungen Verein in eine Krise und ließ den Athletenclub „Augusta Aichach“ in ein unbedeutendes Vereinsleben absinken.

Ludwig Walter gründete im Jahr 1905 erneut einen Kraftsportverein und gab ihm den Namen „Eiche Aichach“. Als Gründungsmitglieder standen ihm L. Kapfhamer, Reitberger, Zehentbauer, Kügele, Merkl und Neumeier. Ludwig Walter verstand es, die Geschichte des Vereins über 2 Jahrzehnte lang erfolgreich zu lenken.

Nach dem 1. Weltkrieg erlebte der Verein neuen Aufschwung. Der Übungsbetrieb wurde erweitert. Außer Ringen und Gewichtheben wurden Boxen und Rundgewichtjonglieren aufgenommen. Zahlreiche Meisterschaften in Einzel – und Mannschaftskämpfen waren der Erfolg einer mustergültigen Vereinsleitung. Die Zugehörigkeit des Vereins zum Kreis Oberbayern und zum Deutschen Athletiksportverband, ermöglichten es im Jahre 1922 der ersten Mannschaft, in die Kreisliga aufzusteigen und Mannschaftskämpfe im griechisch-römischen Stil mit Apollo München, Armin München, dem Sportverein Weiden, Sportverein Kochel, Sportverein Geiselhöring und anderen zu bestreiten. Der Tatkraft des Vereinsvorsitzenden Ludwig Walter und einiger Mitglieder war es zu verdanken, das im Jahre 1924 für den Verein eine Standarte angeschafft werden konnte.

In den Vorkriegsjahren und bis 1945 wurde der Verein vorübergehend eine Abteilung des TSV Aichach. Schwerathletische Meisterschaftskämpfe des schwäbischen-bayerischen Donaugaues an Ostern 1931 in Aichach bildeten einen verheißungsvollen Vorläufer zum 55 Gauturnfest, das dem Aichacher Sportjahr 1931das Gepräge geben sollte. Über 100 Teilnehmer hoben Hanteln oder maßen ihre Kräfte auf der Ringermatte, und eine weitere stattliche Anzahl startete in einrahmenden leichtathletischen Wettkämpfen. Ein erster Platz im Gewichtheben durch Anton Kügle, zwei erste Plätze im Ringen durch Ludwig Schulz und Georg Efinger, und drei erste Siege in den leichtathletischen Konkurenzen durch Hans Grieb und Georg Kögl, unterstrichen die Stärke der Aichacher Mannschaft.

In den nächsten Jahren war es in den Reihen der Schwerathleten etwas stiller geworden, erst 1936 ließ Sigmund Bayer mit einem 8. Platz im griechisch-römischen Ringen bei den Deutschen Jugendmeisterschaften wieder aufwachen.

Nach dem 2. Weltkrieg stand dem Verein bald eine Anzahl Aktiver zur Verfügung, so daß bereits 1946 Veranstaltungen des Deutschen Schwerathletikerverbands bestritten und zum Teil organisiert werden konnten. Die stärksten Ringer waren damals Anton Endres, Jakob Stemmer, Joses Straßmaier, Konrad Bayer, Albert Demel, Sepp Alger, Alex Pfister, Andreas Stegmair, Fritz Orotz, Hans Glas, Otto Drescher, Xaver Bayer jun. und Sigmung Bayer jun. Die Monatsversammlungen wurden nun nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgenommen und auch Protokolle darüber geführt.

So war im Protokoll vom Februar 1955 unter anderem zu lesen: „Bayer Xaver stiftete 4,50 DM, welche als Zahlung der Rechnung für die Verchromung unseres Stammtischhantels verwendet wurden“.

In den sechziger Jahren kämpften die Aichacher Ringer in der Schwäbisch/Bayerischen Gruppenliga mit dem SC Anger, SC 06 München, ESV Neuaubing Ib, SV Halbergmoos, TSV Erding, KSV Augsburg Ost und SC Augusta Augsburg. Mehrfache schwäbische Meistertitel im Ringen holten sich damals Artur Pfister, Emmeran Mayr, Rudi Reitmeir, Michael Fuchshuber, Ludwig Greifenegger, Hans Mangold, Peter Ächter und Alois Kerle.

Unter fachkundiger Führung wurde die Nachwugsarbeit schon damals betrieben, und Sportsmänner wie Max Golling und Sigmund Bayer gaben ihr umfangreiches Wissen an die jüngeren Ringer weiter. So wurde Richard Rauscher bei den Bayerischen Schülermeisterschaften im Schwergewicht Bayernmeister.

Der Vereinsbeitrag betrug 1961 für Senioren 6 DM jährlich + 1 DM Aufnahmegebühr, Schüler zahlten 0,50 DM + Aufnahmegebühr.

Bis zum Jahr 1968 stand der Verein unter Führung von Sigmund Bayer, ihn löste 1969 Andreas Stegmair ab. Stegmair, selbst über 15 Jahre aktiver Ringer, wusste um die Belange des Vereins und führte in bis 1973 mustergültig. Die Mannschaft stand nun in der Landesliga und hatte mit Michael Fuchshuber, Emmeran Mayr, Alois Kerle und Rudi Reitmeir einige der besten Ringer Bayerns in ihren Reihen.

Nach einjähriger Vorstandschaft von Georg Städele, übernahm erneut Andreas Stegmair die Vereinsführung und fusionierte den KSC Eiche Aichach mit dem TSV Aichach. Erstmals stand mit A. Agrali auch ein türkischer Ringer auf der Aichcher Matte. Agrali, der auch als Trainer sein Können weitergab, wusste über Jahre das Aichacher Publikum zu begeistern.

Höhepunkt des Vereinslebens war 1981 sicherlich die Reise der Ringer nach Amerika. Im Rahmen des Deutsch-Amerikansichen Jugendaustausches traten 15 Aktive und 3 Betreuer die Reise über den großen Teich an und erlebten 2 Wochen Alabama im Süden Amerikas. Unter Abteilungsleiter Rudi Reitmeir wurde der damalige Landestrainer Erich Stanglmaier verpflichtet, und mit ihm schaffte die 1. Mannschaft den Aufstieg in die Bundesliaga II. Besonders Alex Pfister, die Gebrüder Stegmair, Otto Isele, Ewin Bichlmaier und Robert Held waren die Stützen dieser Bundesligamannschaft. Trotz intensiver Bemühungen konnte man sich in dieser Liga nicht halten und rutschte wieder in die Oberliga ab. Der Wiederaufstieg in die Bundesliga II und der sofortige Abstieg wiederholte sich in den Jahren 1982 und 1985. Die Mannschaft etablierte sich in den folgenden Jahren in der Bayerischen Oberliga und bekam mit Manfred Pfister, Franz Achter und Norbert Wolinski exzelente Verstärkung aus den eigenen Reihen. Der Tod von Michael Fuchshuber im Jahr 1987 riss in die Reihen des Vereins eine große Lücke. Das Jahr 1988 führte die TSV-Ringer in die Bayerliga, doch postwendend wurde der Wiederaufstieg in die Oberliga geschafft. Als Abteilungsleiter fungiert jetzt Robert Held, der selbst viele Jahre als Schwergewichtler und Mannschaftsbetreuer das Team führte. Die Schülermannschaft bestätigte ebenfalls ihre Stärke und belegte in der Bezirksliga Schwaben unter Trainer Alex Pfister und Jugendleiter Rudi Reitmeir einen hervorragenden zweiten Rang.

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Recht erfolgreich waren die Ringer auch bei den Bezirksmeisterschaften in Westendorf und Neu Ulm. Sie holten sich 9 Meistertitel, 6 mal Platz zwei, und zwei mal Platz 3. Damit war der TSV Aichach eine der erfolgreichsten Mannschaften.

Einer der Höhepunkte war das erste Michael Fuchshuber Gedächtnisturnier. Diese Veranstaltung fand großen Anklang, 358 Nachwuchsringer aus dem Süddeutschen Raum kämpften in der Paarstadt um die gestifteten Pokale und Medailen. Während der Saison verpflichtete die Abteilung Izzet Yeter als Ringertrainer, der die Aktiven vor allen im Freistil auf Vordermann bringen sollte.

Recht erfolgreich verlief die Oberligasaison 1989. Mit einem 5. Platz stand man im sicheren Mittelfeld der Liga. Bei den bayerischen Meisterschaften standen die TSV ler ebenfalls wieder ihren Mann. Neben Alex Pfister (Platz 2) und Josef Limmer (Platz 3) belegten bei den Schülern Thomas Moser einen 2. und Peter Thurner einen 3. Rang.

Das Jahr 1990 brachte die Ringerabteilung mit wechselhaften Erfolg hinter sich. In sportlicher Hinsicht erwies man sich erneut als „Fahrstuhlmannschaft“ und so führte der Weg wieder in die Bayernliga zurück. Stolz war man im Lager der Ringer darauf, dass eine so kleine Abteilung vom deutschen Ringerbund für die Austragung der Deutschen Juniorenmeisterschaft im Freistil ausgewählt wurde. Die Titelkämpfe, die mit 120 Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet bestückt waren, gingen reibungslos über die Bühne und dies war nur mit vielen fleißigen Händen im Hintergrund möglich. Im Frühjahr 1990 übernahm mit Nicolai Hermann ein neuer Trainer das Ruder.

Knapp verpasst wurde im folgenden Sportjahr der Wiederaufstieg in die Oberliga. Mit einem dritten Rang, beendete die erste Mannschaft die Bayernligasaison, auch die zweite Staffel rangierte in der Gruppenliga Süd auf Rang drei. Nachwuchsarbeit wird bei den TSV-Ringern nun wieder groß geschrieben und so ist die Staffel um Trainer Hermann die einzige Truppe in der Bayernliga, die die Saison ohne „Fremdringer“ überstand. Anfang November wurde mit den „Jean-Foldeak-Turnier“ ein hochkarätiges Jugendturnier ausgetragen, das organisatorisch ein voller Erfolg war, finanziell aber ein Pleite.

Wie sehr sich die Schülerarbeit bezahl macht, bewiesen die Jugendringer bereits bei den Bayerischen Meisterschaften. So rangen sich Andreas und Peter Gutmann mit Vize-Meistertiteln in die bayerische Spitze. Peter Thurner, Florian Hörmann und Markus Daferner belegten bei diesen Titelkämpfen ebenfalls hervorragende dritte Plätze. Auf Grund dieser tollen Leistungen wurden die Gutmann-Brüder, Peter Thurner und Florian Hörmann zu den Deutschen Meisterschaften nominiert.

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Herausragender Athlet über viele Jahre ist in der Aichacher Riege Alex Pfister, der aus einer alteingesessenen Ringerfamilie stammt. Er schaffte es insgesamt 19 mal den Bayerischen Vizemeistertitel an die Paar zu holen, und seine Schwäbischen Meistertitel sind kaum aufzählbar.